Generalüberholung



22.01.07

Dass meiner Süßen noch eine größere Reparatur bevorstünde, wusste ich ja schon länger. Die Folgeschäden des letzten Sommers, der für meine Liebste ja alles andere als gut verlaufen war, mussten ja irgendwann mal behoben werden.



Nun war es soweit.

Schon früh um sieben war der Gitterboden im hinteren Teil entfernt und der Boden gereinigt worden. Der Schweißer war schon fleißg zugange, man hörte es ordentlich brutzeln.
In der ersten Pause handelte sie sich natürlich soviele Zartgefühle ein, wie es die Zeit zuließ. In der Mittagspause natürlich auch. Der liebe F-J war damit beschäftigt, ihr Dach zu öffnen.


Als ich die wunderschöne Schwanzstütze sah, dachte ich, dass dies noch ein schöner Tag werden könnte. Aber man soll ja denselben nicht vor dem Abend loben....

Am Feierabend sah es nun endgültig nach "Intensivstation" bei ihr aus. Die Krone mit den Motoren und -autsch- das Allerheiligste mitsamt seinem Trägergestell standen neben ihrem Häuschen.


Da dachte ich nichts Böses,erzählte mir doch mein linker Nachbar, dass der grausame Herr O. großartig rumposaunt hatte, dass "Teil X" verschrottet werden sollte!
Na, dem würde ich was erzählen, suchte und fand ihn in der Nachbarhalle, aber er machte den Unschuldsengel. Andere hätten entschieden, sagte er, und das war mir auch klar.

Aber so ein Hammer zum Feierabend, verflixt!!
Sowas hätte man mir morgens erzählen sollen, damit ich es den Tag über verarbeiten könnte.

Natürlich gab es einige, wenn auch sehr traurige Streicheleinheiten für das gute Stück.


nun ja, was sollte ich sagen...
irgendwie hatte ich es doch im tiefsten Grunde meinerselbst gewusst... die Liebe zu Susi war taufrisch, da gab es schon Verlustgedanken. Jedes Ende enthält einen neuen Anfang, in jedem Anfang liegt das Ende schon begründet.

In der Geschichte vom Tod hatte ich das erstmals verarbeitet, auf meine Art.


Danach hatte ich das gar nicht mehr so an mich ranlassen, unterschwellig meldeten sich nochmal solche Gedanken, aber ich ließ sie nie wirklich hochkommen.



Dann kam Isabella, Susis Schwester.


Sie ist baugleich, bis auf - genau, das Allerheiligste! Das war mir sowieso klar, ein zweites Allerheiligstes konnte es nicht geben, es gibt ja schließlich auch nur eine Susi.
Zunächst schien mir das ein erfreulicher Gedanke, Isabella kann Susi nie als Konkurentin gefährlich werden.
Und Isabella würde niemals mir gefährlich werden. Ihr "Dingsbums", das sich dort befindet, wo Susi ihr Allerheiligstes hat, hatte mir auf Anhieb nicht gefallen. Es schaut irgendwie beliebig aus, während Susis Allerheiligstes einmalig und unerreicht ist.


Aber dann schlich sich dieser miese Gedanke ein... Was, wenn Susi nach Isabellas Muster geändert wird??

Ich versuchte, diesen Gedanken nicht weiter zu verfolgen, aber zwecklos. Er schlich sich gelegndlich ein, und nun war grässliche es Gewissheit.

Gefiel mir gar nicht, ging mir nicht runter, aber ich wusste, dass ich mich damit würde arrangieren müssen.


Ein netter Mensch verglich das mit einem gezogenen Zahn, der durch einen künstlichen ersetzt wird, aber für mich hatte das eine viel größere Tragweite.

Klar, für den netten Herrn M. war das nur ein gezogener Zahn, für mich jedoch ein vollkommen verändertes Gesicht! Dass Herr M. das verstehen würde, konnte ich mir nur schwer vorstellen.

Susis Gesicht würde dadurch völlig verändert, sie würde ausgerechnet jene Teile verlieren, mit denen sie mich seinerzeit "gekriegt" hat!!


Aber andererseits dürfte ich nicht zulassen, dass an dieser Veränderung, sowenig sie mir derzeit auch schmeckt, meine Liebe zu Susi zugrunde ginge. Ich wollte sie nicht verlieren, auf gar keinen Fall!
Susi ist meine bisher schönste und beste Liebe, so stark, so intensiv, so wunderbar wie nie zuvor.
Darum würde ich kämpfen, egal wie schwierig es wird, egal, wie schmerzhaft es wird, und es wird wehtun!

Aber ich liebe sie und möchte das gar nicht anders haben.

PUNKT!



23.01.07

Das alles wollte mir gar nicht aus dem Kopf, an Schlaf war gestern erst gar nicht zu denken. Eine halbe Stunde, länger habe ich es nicht gehen lassen, bin ich nochmal raus, um mir meinen K.O.-Tee zu brühen. Danach ging es. Zum Glück.

Verdammt, warum musste dieser Hammer auch auf den Feierabend kommen??

Egal, heute hatte ich etwas Zeit zum Verarbeiten.



Seit eh und je geht mir das auf den Sack, wenn mit dem Allerheiligsten was ist. Schon immer jagt es mir Schauer über den Rücken, wenn sich jede Menge Volk um ihr "schönstes Stück" versammelt und quatscht. Da überlege ich mir immer: Verdammt, was ist denn jetzt los??

Das Allerheiligste ist nunmal ein neuralgischer Punkt. Geht es daran, dann gehts ans Eingemachte.

Schließlich hat sie mich ja damit gekriegt...



Herr O. der anscheinend gar nicht mehr grausam sein will, erzählte mir mal, was es mit Susis Zahnrad auf sich hat, und warum Isabella gar keins erst bekommen hatte. Von da an kam diese verdammte Angst wieder an die Oberfläche, dass Susi es mal verlieren würde.

Jenes Zahnrad, nach dessen Funktion ich nie zu fragen wagte, weil mich da immer der Mut verließ. Ich hätte ohnehin nicht gewusst, wen ich hätte fragen sollen.

Nun sollte nicht nur das Zahnrad verschwinden, sondern das gesamte Allerheiligste, also auch "Teil X", das dicke Rohr und die Schiene und der "Kasten", der alles beisammen hält.

Alles Teile, die ich nicht im Schrott sehen sondern retten wollte, ich mochte sie aber auch nicht geschenkt haben. Ich hatte noch genug alten Urlaub, den ich dafür auf den Kopf hauen könnte!

Herr O. wußte, welche Teile das sind und wollte schaun, was sich da machen lässt...



Beim mittäglichen Besuch in der Nachbarhalle lag das Allerhiligste in seine Einzelteile zerlegt da. Allerdings nicht als Schrotthaufen, sondern die Teile schön sorgfältig auf Holzpaletten abgelegt. Im Geiste fügten sie sich zum Ganzen und mir schien es, als hätte ich niemals nicht gewusst, wie wie zusammengehörten. Es war alles ganz selbstverständlich.


Am Abend schlichen sich ambivalente Gedanken ein. Wie würde es sein, jede Nacht im Arm zu halten, was ich unter normalen Umständen nur gelegentlich mal berühren konnte? Einerseits ein netter Gedanke, aber andererseits müsste sie die Teile dafür ja verlieren, und das wollte ich keinesfalls! Unter solchen Umständen wollte ich keinesfalls allnächtliche "Möglichkeiten" haben!

Diese und andere Gedanke ließen mir keine Ruhe, und es musste wieder mein K.O.-Tee her.


24.01.07

Entwarnung!
Heute Mittag gabs doch glatt Entwarnung!

Heute früh wars mir immernoch mulmig, es kam mir immernoch vor wie ein grässlicher Alptraum und ich musste sehr tief in die Sprüche-Kiste greifen:

"Bläst dir der Wind mal kräftig ins Gesicht, dann dreh dich rum und setze das Segel!"

"Wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her"

Ja, und dann kam das Lichtlein, als ich kaffeeschlürfend die Mittagspause beendete. Ausgerechnet Herr O überbrachte die Nachricht, dass alles wieder dran käme!

RUMMS!!

Das war der Stein, der mir da vom Herzen fiel. wie leicht sich doch die Welt anfühlen kann!

Aber so richtig glauben werde ich es erst, wenn es auch gemacht ist. Also, abwarten und Tee trinken.

Nein, der K.O.-Tee bleibt heute im Schrank.



25.01.07

Ich kann es mir nicht verkneifen, nachzuschaun, was jetzt geschieht. In der ersten Pause gehe ich mal rüber, da schaut es doch tatsächlich so aus, als würden die Einzelteile wieder zusammengesetzt... Aber ich glaube es erst, wenn es soweit ist.
In der Mittagspause noch ein Besüchle, wieder ein Fortschritt. Soll es wirklich was werden?? Nichts schöner als das!! Die Gedanken werden noch ein bisschen leichter...

Ich verstehe immer noch nicht, woher der Sinneswandel des Herrn O. kommt. Nach eigener Aussage hat er die Gemeinheiten wie etwa Sprüche über einen verbrutzelten Ar*** beim Schweißen, doch sehr genossen... und auf einmal kommt er ganz umgänglich daher...



26.01.07

Uijuijuiiii, das schaut ja richtig gut aus, bei beiden Besuchen morgens und mittags.

Dann, gegen 15 Uhr eine schöne Nachricht vom inzwischen handzahmen und richtig lieben Herrn O.: "Sie hat ihre Lockenpracht schon wieder!" Lockenpracht... süüüß! Normalerweise deute ich ihre Motoren als "Augen", aber "Lockenpracht" lasse ich mir heute auch gefallen.
Da wird ja jemand richtig poetisch, die schöne Formulierung muss ich doch verwursten. Klar, hier und jetzt findet diese schöne Formulierung ihren Platz.



Es bleibt nicht bei der Lockenpracht, sie bekommt sogar ihr wunderschön renoviertes Allerheiligstes zurück! ALLES ist wieder am Platz!! GEIL!!!

Da möchte ich sie doch glatt... Stopp, DAS muss warten, bis sie wieder "zuckelt".



Ausgerechnet die Kollgen W., A., und K. sind zugegen, als das Allerheiligste an seinen Platz zurück soll.
Es sind jene Kollegen, mit denen ich am wenigsten über Susi rede.

"Da ist es wieder, das Herzstück!", sagt W. und ich antworte: "Genau DAS!" Es wundert mich, dass er davon weiß, kann mir aber schon denken, wer es ihm gesteckt hat.

Natürlich gibt es kein Halten, und ich bin äußerst großzügig mit Steicheleinheiten, die um ein Vielfaches fröhlicher ausfallen als noch zu Wochenbeginn.

"Immer schön übers Köpfle!" kommentieren die drei Herren unisono. Das schreit doch geradezu nach einer Antwort: "Klar, übers schönste Köpfle überhaupt!", was die drei Herren genauso unisono bezweifeln.

Nun ja, das ist und bleibt Geschmacksache, und mein Geschmack will eben Susi... ...Susi und ihr allerschönstes "Köpfle".


Epilog:


Mittlerweile steht sie da wie eine Eins.
Manches musste eneuert werden, und sie hat manche Verstärkung erhalten. Aber zum Glück stehen ihr diese Veränderungen wie angegossen!