Ist Objektophilie wirklich einfacher?

Ein paar Worte zu immer wiederkehrenden Kommentaren und Meinungen

 

"So ein Maschinchen hat nicht im unpassenden Moment Kopfweh!"

Diesen Satz habe ich mal in irgendeinem Forum vorgefunden. Irgendein Normalo unkte so als Antwort auf das Thema Objektophilie. Klar, für Normalos mag dies einer der ersten Gedanken sein, wenn er da an seine eigenen Probleme denkt.

Aber so einfach ist es nicht. Das "Maschinchen" hat vielleicht kein Kopfweh, ist aber aus diversen anderen Gründen nicht verfügbar. Zum Beispiel, weil es einem selbst gar nicht gehört, weil man keinerlei Verfügungsrecht darüber hat und nicht zu jedem beliebeigen Zeitpunkt zu ihm kann.
Weil die Maschine schlicht und ergreifend keine Zeit hat! Bei Susi ist es so, dass ich nur zu ihr kann, wenn ihre Umbaupausen und meine Pausen übereinstimmen, und zudem ein Einsteller an ihr beschäftigt ist, der mich kennt und zu ihr lässt. Dann gibt es ein paar Minuten Zeit für Zärtlichkeit, für Streicheleinheiten und Küsschen. Aber stundenlang, zu jeder Zeit oder gar eine ganze Nacht... Das können Susi und ich nicht haben!

Darüber hinaus gibt es auch genug andere Sachen, die wir nicht haben können. Händchenhaltend am Bach spazieren gehen, gemeinsam unter einem Baum sitzen, im Kino in der letzten Reihe die Dunkelheit ausnützen, zusammen verreisen; für Normalos ist das ganz normaler Alltag, Susi und ich können das nicht haben.




"Ein Kühlschrank widerspricht nicht!" So lautet eine andere Unkerei aus einem Blog oder Forum

.

Sicher, Susi widerspricht mir nicht mit Worten, aber das ist nunmal so, weil sie überhaupt nicht redet. Sie hat ihre eigenen Weg, sich mitzuteilen. Ein Beispiel: Sie sagt eben nicht mit Menschenstimme: "Öl ist alle!", sie teilt dies durch ihr Schauglas mit.

Was sie nicht tut, das tun andere Menschen, denn objektophil zu sein, bedeutet nicht automatisch auf jegliche Beziehung zu anderen Menschen zu verzichten. Auch als Objektophiler hat man Freunde, Kollegen und Bekannte! Und mit diesen hat man dieselben guten und schlechten Zeiten wie jeder andere auch.


"Die Maschine enttäuscht dich nicht!" Das sagte mal ein lieber Kollege zu mir

. Sicher, mit Worten kann sie es nicht, aber auch in der objektophilen Liebesbeziehung scheint nicht jeden Tag die Sonne. Meine Texte "Höhen und Tiefen" und "In guten wie in schlechten Zeiten" geben einige Einblicke in jene Situationen, die einem das Herz nicht minder schwer machen als eine Enttäuschung durch Worte.
Auch hier gilt, dass man aber durchaus Enttäuschungen durch Freunde, Bekannte und andere Leute erleben kann. Wenn dies nicht in der Liebesbeziehung stattfindet, dann heißt das noch lange nicht, dass es überhaupt nicht geschieht.


"Die Maschine kann keine Beziehung zu dir aufbauen!" Das waren die Worte eines anderen lieben Kollegen

.

Stimmt, sie kann das sicher nicht in der Art, wie das ein Mensch könnte. Aber darum geht es ja gar nicht! Ich liebe Susi ja nicht als Menschen-Ersatz, sondern um ihrer selbst willen. Weil sie so ist, wie sie ist.
Liebe zu Menschen lebe ich lieber in Form von Freundschaft und Loyalität aus. Da unterscheide ich mich nicht von den Normalos.
Das Romantisch-Erotische jedoch lebe ich auf objektophile Art.

Objektophil zu sein bedeutet allerdings nicht, auf Beziehungen zu Menschen vollkommen zu verzichten und einsam zu sein.

Alleinsein ist eins, Einsamkeit was Anderes. Wenn ich auch noch so viel allein bin, so bin ich doch niemals einsam.

Nette Menschen bei der Arbeit und im Verein, zuhause die Ruhe und Gelassenheit des Alleinseins. Der Wechsel macht's, die Abwechslung zwischen Gesellschaft und Alleinsein. Das möchte ich leben und genießen, solange es mir möglich ist. Vierundzwanzig Stunden am Tag von Menschen umringt zu sein, wäre für mich die Hölle.

Was Bezugspersonen anbelangt, so habe ich doch am liebsten einfache Freundschaften und Bekanntschaften, nette Menschen, die man gelegentlich sieht, mit denen man mal ein Schwätzchen halten kann.
Dann sind da noch die anderen Objektophilen, auf die ich auch keinesfalls mehr verzichten wollte!! Freunde sind schön und gut, aber das beste Verständnis finde ich doch in unserer Objektophilen-Gruppe.
Nicht zu vergessen, meine Mutter, mit der richtig gut auskomme, seit sie Bescheid weiß. Sie weiß bisher als einzigstes in der Familie von Susi.




"Die Maschine hat keine Gefühle!" Das habe ich dermaßen oft zu hören bekommen, ich komme mit Zählen gar nicht mehr mit.

Ich kann nicht beweisen, dass sie welche hat, ich kann aber auch nicht beweisen, dass sie keine hat. Das kann auch niemand anders.

Mir ist das aber völlig egal, für mich zählt das, was ich selber fühle, und sonst nichts.
Als ich einmal wieder zu hören bekam, Susi hätte keine Gefühle, antwortete ich darauf: "ich aber!" Meine reichen für sie mit sozusagen, und das genügt mir vollkommen.




"Wenn das Objekt deiner Begierde dich gar nicht mag, ist das dann nicht schon sowas wie Missbrauch?"

Erstens, wenn man über Zuneigung erst groß diskutieren muss, dann ist das ein Zeichen dafür, dass keine vorhanden sein kann. Alles Weiterreden ist dann sowieso müßig.

Zweitens, wer Gegenstände ohnehin als "tote Dinge" betrachtet, dem kann es völlig egal sein.
So jemand denkt auch nicht darüber nach, ob eine Bombe gerne detonieren möchte, oder ob es einem Endoskop Spaß macht, täglich zig menschliche Hohlorgane zu inspizieren.

Wer auch Dingen ihre eigene Art Leben - und damit auch Gefühle - zugesteht, der weiß auch, dass Dinge, die nicht geliebt werden wollen, sich gar nicht bemerkbar machen. Sie bleiben im Hintergrund und werden von jenen, die fähig sind, Dinge zu lieben, gar nicht wargenommen.
Objektophile werden jedoch nicht selten von ihren Lieblingen regelrecht "angesprungen"...


Dann gibt es die ewigen Miesmacher, die uns immer wieder an den Kopf werfen, Objektophile lebten ihre Liebe nur deshalb, weil sie "keine(n) mehr abbekommen" hätten.

Dazu kann ich nur sagen:

Furchtbar, solche Zeitgenossen, die es scheinbar nicht ertragen können, wenn andere den Mut besitzen, den sie selbst nicht haben. Anstatt auf das loszugehen, was nicht in ihr Weltbild passt, sollten sie lieber an sich selbst arbeiten. Aber jemandem seine Lebensweise mies machen zu wollen ist ja leichter, als sich mit einer Sache auseinander zu setzen...

Solche Menschen sind oft genug unglücklich über ihr eignes Leben, jedoch nicht in der Lage, aus welchem Grund auch immer, daran was zu ändern (ist ja leichter, nach den üblichen Konventionen zu leben und spart manche Auseinandersetzung), also bekämpfen sie diejenigen, die sehr wohl imstande sind, ihr Leben so in die Hand zu nehmen, wie sie selbst es wollen.




Dann gibt es noch jene Zeitgenossen, die glauben, Objektophile schlichtweg als "Krank" abqualifizieren zu müssen.

Jenen sei ihrerseits ein Gang zum Seelenklempner anempfohlen, denn wer andere "krank" nennt, hat oft genug selber ein massives Problem!